ZSC-Sportchef im Interview Leuenberger: «Es wird nicht einfacher, Meister zu werden»

ck, sda

2.5.2024 - 05:00

Stolz auf sein Team und die Reaktion auf Rückschläge: ZSC-Sportchef Sven Leuenberger
Stolz auf sein Team und die Reaktion auf Rückschläge: ZSC-Sportchef Sven Leuenberger
Keystone

Nach sechs Jahren sind die ZSC Lions wieder Schweizer Meister. Im Interview mit Keystone-SDA erklärt der Sportchef Sven Leuenberger, warum das alles andere als selbstverständlich ist.

2.5.2024 - 05:00

Sven Leuenberger hat Erfahrung mit Meisterfeiern. Vier Titel gewann der Ostschweizer als Spieler mit dem SC Bern, weitere drei als Sportchef und nun den zweiten in dieser Funktion bei den ZSC Lions. Oft wurde er in den letzten Jahren auch gescholten, weil es trotz grossem Budget seit 2018 für keinen weiteren Meistertitel reichte.

Umso grösser ist nun die Genugtuung nach dem Sieg in der Finalissima gegen ein starkes Lausanne. Mit der Meister-Zigarre in der Hand sprach Leuenberger in den frühen Morgenstunden des Tags der Arbeit über seine Einschätzungen.

Sven Leuenberger, Gratulation zum Meistertitel. Macht es den Erfolg noch süsser, dass man doch recht lange warten musste?

Die Frage ist immer, was ist 'lange'. Eines der sechs Jahre war noch von Corona beeinflusst (als die ZSC Lions Qualifikationssieger waren und die Playoffs ausfielen). So gesehen meine ich, wenn du alle fünf Jahre Meister wirst, ist das eine gute Geschichte. Dazu haben wir noch einmal den Final verloren. Aber ja, heute sind wir natürlich froh, dass es geklappt hat im neuen Stadion.

Manche sagen ja, wenn man meist Favorit ist wie der ZSC, müsste man mehr als alle fünf Jahre Meister werden. Wird es unterschätzt, was es dafür braucht?

Ja, ich glaube schon. Es gibt immer mehr Teams, die wirklich sehr kompetitiv sind. Wir haben es dieses Jahr wieder gesehen. Es ist so eng gewesen, und ich habe das Gefühl, es wird jedes Jahr schwieriger.

Macht es den Titel wertvoller, weil Ihr im Final so darum kämpfen musstet und nicht einfach durchmarschiert seid?

Auf jeden Fall. Für mich macht das sehr viel aus. Wir haben das neue Stadion, die Familie Frey, die sich wirklich sehr reingekniet und alles ermöglicht hat. Ein grosser Dank gilt ihnen.

Sie haben als Verein in den letzten Jahren doch sehr viel richtig gemacht. Das Stadion ist gelungen, was in Zürich nicht allen gelingt. Jetzt schon der erste Titel im neuen Stadion. Sind Sie wunschlos glücklich?

(lacht)«Im Moment schon. Aber morgen kommen sicher schon wieder die ersten Fragen.

Genau. Ist es schwieriger, einen Meistertitel zu verteidigen, als ihn das erste Mal zu gewinnen?

Ich denke, die Mannschaft war wirklich auf einer Mission. Besonders stolz macht mich, wie wir reagieren konnten. Wir haben heute auch noch Malgin verloren. Das war vom Mentalen her unheimlich schwierig für die Mannschaft. Auch deshalb bin ich wirklich stolz auf sie.

Malgin hat nochmals versucht, aufs Eis zurückzukommen, ist dann aber den gesamten Match auf der Bank gesessen, was ihm sicher schwer gefallen ist. Zeigt das so ein bisschen den Zusammenhalt in dieser Mannschaft?

Ja. Ich glaube, wir sind wirklich gewachsen als Mannschaft während dieser Saison – und ja, ich mag es wirklich jedem Einzelnen gönnen in dieser Organisation.

Praktisch alle Leistungsträger bleiben mindestens ein weiteres Jahr. Was gibt es noch zu tun für die nächste Saison?

Im Moment nichts. Wir werden diskutieren müssen, ob es vielleicht das eine oder andere noch zu justieren gibt. Aber das passiert sicher noch nicht heute und morgen.

Ist es manchmal ein bisschen frustrierend für Sie, wenn Leute sagen, mit diesen finanziellen Möglichkeiten und dieser Mannschaft müsse man ja fast Meister werden. Wenn Ihre Arbeit vielleicht ein bisschen zu gering geschätzt wird?

Wissen Sie, die Leute, die das sagen, merken jeweils nicht einmal, dass ein Spieler ausgefallen ist. Die, welche etwas davon verstehen, wissen, was es braucht, um Meister zu werden. Und auf die kommt es an, auf die anderen weniger.

Letztes Jahr waren Servette und Biel im Final, nun erstmals Lausanne. Ist es die Erhöhung auf sechs Ausländer, die die Liga nochmals ausgeglichener gemacht hat?

Ja, deshalb meine ich, es wird nicht einfacher. Es hat sicher sechs, sieben Teams, die um den Titel spielen können.

Aber für das Produkt National League ist das eine gute Entwicklung.

Ja, das glaube ich schon.

ck, sda